Das Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner ist der erste Text in der deutschen Literaturgeschichte, der sich mit dem modernen Pauperismus beschäftigt: Mit ihm begründet Büchner das soziale Drama, das den armen, ausgebeuteten und fremdbestimmten Menschen zur tragischen Figur erhebt. Ansätze für einen solchen Dramentyp fand er im Werk von Jakob Michael Reinhold Lenz („Der Hofmeister“; „Die Soldaten“) und im „Bürgerlichen Trauerspiel“ des 18. Jahrhunderts – in einer (vorrevolutionären) Zeit, da man noch glaubte, dass jeder tätige Bürger auch ein Einkommen erzielen könne, welches seine Existenz sichert. Büchner zeigt im „Woyzeck“ die Verwerfungen eines modernen Systems, welches diesen Maßgaben nicht gerecht wird; mit dieser konsequent realistischen Darstellungsweise und sozialkritischen Haltung wurde der Vormärz-Autor zum Vorbild für spätere Vertreter des sozialen Dramas (Gerhart Hauptmann, Bertolt Brecht u.a.). Im „Hessischen Landboten“ wandte sich Büchner (zusammen mit dem Pfarrer Friedrich Ludwig Weidig) mit einer gänzlich anderen Form an seine Zeitgenossen, mit einer Flugschrift, in der sachorientiert, materialreich und zugleich auf den Bildungshorizont der Leserschaft abgestimmt an den gesellschaftlichen Zuständen vehement Kritik geübt wird.
Schwerpunkte der Fortbildung:
+ Büchners Werk im Zeichen des Epochenumbruchs um 1800
+ Pauperismus im 19. Jahrhundert
+ das soziale Drama bei Lenz
+ Analyse und Interpretation von Büchners „Woyzeck“
+ zur Wirkungsgeschichte des Stückes
+ „Woyzeck“ u. „Der Hessische Landbote“ im Zusammenspiel
Eine Handreichung wird erstellt!
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Der Referent der Veranstaltung ist Prof. Dr. Uwe Hentschel, Dozent an der TU Chemnitz mit dem Forschungsschwerpunkt Kultur- und Literaturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts:
https://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/germanistik/ndvl/hentschel.html