Die Veranstaltung findet als Online-Format statt. Den Link zum virtuellen Veranstaltungsraum erhalten Sie rechtzeitig im Vorfeld der Veranstaltung.
1. Termin: 15. November, 14:30 - 18 Uhr
2. Termin: 17. November, 14:30 - 18 Uhr
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Studien zufolge gelten 55 % aller Kleinkinder in Deutschland als unsicher gebunden, was sich in die Zeit des Schulbesuchs fortsetzt. Im Rahmen der Inklusion hat sich die Heterogenität der Schülerschaft noch erweitert. Unter Schülerinnen und Schülern mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf ESE oder Lernen sind bis zu 85 % nicht sicher gebunden!
Bindungsunsicherheiten und Traumatisierungen von Kindern und Jugendlichen stehen in Verbindung mit zahlreichen Problemen und Herausforderungen, mit denen sich Schulen und andere pädagogisch wirksam werdende Organisationen konfrontiert sehen. Aufgrund von Bindungserfahrungen, die durch Zurückweisungen, starken Ambivalenzen in der Eltern-Kind-Beziehung oder gar durch Missbrauch und Vernachlässigung geprägten sind, verhalten sich Kinder und Jugendliche den Erwachsenen und ihren Mitschülern gegenüber distanzlos oder gewalttätig, wirken permanent unruhig und unkonzentriert. Sie gelten zum Teil sogar als nicht mehr beschulbar.
Das allstündliche Umringen des Lehrerpultes zur Klärung von Konflikten oder persönlichen Anliegen, das rasche sich-im-Ton-vergreifen, das Beanspruchen der Opfer- Rolle in Konflikten, Tagträumen im Unterricht, exzessiver Handygebrauch – dies sind nur einige Beispiele für entwicklungslogische Überlebensstrategien dieser Kinder und Jugendlichen, die im Bereich Schule aber dysfunktional wirken. Viele Lehrerinnen und Lehrer reagieren auf solche „Verhaltensauffälligkeiten“ verunsichert oder sogar, in Unkenntnis der Hintergründe, kontraproduktiv.
Die Veranstaltung soll zum einen auf Grundlage theoretischen Hintergrundwissens die Lehrkräfte darin unterstützen, unsichere Bindungsmuster und Traumatisierungen „lesen zu lernen“.
Zum anderen möchte der Referent anhand konkreter Beispiele zeigen, wie im engen Rahmen von Schule angemessen auf bindungsunsichere Kinder und Jugendliche reagiert werden kann. Es geht nicht um Diagnostik, die allein speziell ausgebildeten therapeutischen Fachkräften vorbehalten ist. Die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung sollen aber in die Lage versetzt werden, auf Grundlage fundierter Annahmen adäquat zu handeln. Ein von Sicherheit geprägtes Bindungssystem ist die Grundlage für gutes Lehren und Lernen, so dass sich in der Forschung der Grundsatz durchgesetzt hat: "Bindung ist Bildung".
Als Lehrer im Schuldienst kann der Referent auf eigene Praxiserfahrung zurückgreifen und wird zahlreiche konkrete Beispiele aus dem Schulalltag in die Veranstaltung einbringen können. Dabei finden die Eigenheiten der Inklusion Beachtung.
Schließlich besuchen nunmehr Schülerinnen und Schüler mit den sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfen ESE und Lernen Regelschulen.
Die Veranstaltung gliedert sich in zwei Blöcke, wobei komplexe theoretische Grundlagen immer wieder an Praxisbeispielen illustriert werden.
Theorie
- Grundzüge der Bindungstheorie:
Bindung und menschliche Entwicklung:
* Funktionen des Gehirns und vegetatives Nervensystems im Kontext von Bindung, Emotionalität und Alltagsbewältigung
* Bindungsunsicherheiten: Entstehung und Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung
-Traumapädagogik:
* Bindungs- und Beziehungstraumata: Definition, Erscheinungsformen und Auswirkungen auf die menschliche Entwicklung.
* Transgenerationale Übertragung von Traumata:
* „Leben im Kriegsgebiet“: Auswirkungen von Traumatisierungen von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter
Praxis
- „Angriff ist die schlechteste Verteidigung : Verhalten lesen lernen“: Unsicher gebundene Kinder, Jugendliche und deren Eltern in der Schule
- „Schule als sicherer Ort“: Umgang mit bindungsunsicheren und traumatisierten Schülerinnen und Schülern im Unterricht.
- „Wenn die Wunder-Frage nur verwundert“: Mentalisierungsorientierte Gesprächsführung
- „Vom Wissensvermittler zum Sicherheitsbeauftragten?!“: Rolle der Lehrkräfte
- Fallbesprechungen (Hierzu sollten Sie eigene Praxisbeispiele mitbringen)
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Diese Veranstaltung wird - vorbehaltlich der Genehmigung - als bildungspolitisches Schwerpunktthema vom Niedersächsischen Kultusmimnisterium finanziell gefördert und ist kostenfrei.
Es gelten die "Bedingungen für die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen des Kompetenzzentrums für regionale Lehrerfortbildung an der Universität Hildesheim"
Mit der Anmeldung zur Fortbildung erkennen Sie diese an.
Die Anmeldung über die VeDaB Datenbank ist unbedingte Voraussetzung für die Teilnahme an der Fortbildungsveranstaltung. Es gelten ebenso die „Allgemeinen Bedingungen für die Teilnahme an dienstlichen Fortbildungen“:
https://www.nibis.de/formulare-des-nlq_593